Zeitlicher Verlauf des Karnevals

Das Fastnacht- und Karnevalsbrauchtum entwickelte sich in Deutschland wahrscheinlich im 11. Jahrhundert. In dieser Zeit wurde die heidnische Form von dem christlichen Glauben verdrängt. Die älteste, schriftliche Aufzeichnung über ein Fest am Fastabend in Köln, ist aus dem Jahr 1341. 

Milchprodukte

Im Mittelalter durften während der Fastenzeit keine Milchprodukte zu sich genommen werden

Im Mittelalter stellte die Fastenzeit einen sehr radikalen Einschnitt im Verlauf des Jahres dar. In dieser Zeit war der Verzehr von tierischen Produkten, wie zum Beispiel Käse, Butter, Milch, Fett, Eier und Schmalz strengstens untersagt. Dadurch wurde an den Tagen vor Beginn der Fastenzeit vermehrt geschlachtet und Fleisch in großen Massen gegessen. In manchen Regionen wurde das Fleisch auch in einem größeren Gelage verspeist.

Daraus entwickelten sich mit der Zeit die Fastnachtsbräuche, bezogen auf das gemeinsame Essen und Trinken. Doch es musste nicht nur auf den Verzehr von Fleisch verzichtet werden. Auch das Gebot von sexueller Enthaltsamkeit musste während der Fastenzeit befolgt werden. Daraus entwickelte sich, dass sich der Aschermittwoch als sehr beliebter Hochzeitstermin entwickelte. Aus demselben Grund wurden Tanzveranstaltungen direkt vor der Fastenzeit abgehalten. Tanz und Musik wurden somit ein wesentlicher Bestandteil der Fastnachtstage

Als neue Elemente kamen im 14. und 15. Jahrhundert noch Spiel- und Schaubräuche dazu. Es gab ernsthafte Wettkämpfe, lustige Turniere, bis hin zu demonstrativen Vorführungen und Lärmorgien. Auch städtische Umzüge oder auch Theateraufführungen fanden in der späteren Zeit einen großen Anklang und seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts verkleideten sich immer mehr Akteure. 

Solang bestimmte Regeln befolgt werden, begegnet die geistliche und weltliche Obrigkeit dem Treiben weitestgehend mit Toleranz und Verständnis. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts fand bei den geistlich Gelehrten ein Umdenken statt. In erster Linie war die Grundlage dafür die Zwei-Staaten-Theorie von Augustinus. Durch diese Theorie verwandelte sich die Ansicht über das Verkleiden und Schminken ins Negative.

Teufelsmasken und auch Fratzen waren bei der Kostümierung an der Tagesordnung. Dadurch wurde der kirchliche Glaube gestärkt. Aufgrund dieser Entwicklung entstand eine neue Figur, die sehr stark zur Repräsentation der Fastnacht wurde. Heute kenn man diese Figur als „der Narr„. Bis heute wird diese Figur mit einem lustigen Menschen gleichgesetzt, er ist ein Possenreißer und ein Spaßmacher.

Ursprünglich verband man mit diesem Begriff jedoch eine intellektuelle Beschränktheit, Dummheit oder sogar Geisteskrankheit. Des Weiteren ging dieser Begriff mit einem Aspekt der Bösartigkeit, einer Gefahr oder sogar mit Erbsünde einher. Somit war der Narr im ursprünglichen Sinn der Inbegriff einer heillosen, verkehrten Welt. In der damaligen Zeit hatte er so gut wie gar nichts mit dem zu tun, was wir in der heutigen Zeit darunter verstehen. 

Beginn der Fastnachtszeit 

In den deutschsprachigen Ländern gilt als Beginn traditionell der Dreikönigstag. Seit einigen Jahren hat sich teilweise eine Verlegung auf den 11. November um 11 Uhr 11 Minuten eingebürgert. 

Der Höhepunkt 

Der Karneval erreicht seinen Höhepunkt am unsinnigen/schmutzigen Donnerstag, beziehungsweise Weiberfastnacht über den Nelkensamstag, Tulpensonntag und Rosenmontag bis hin zum Fastnachtsdienstag (Veilchendienstag) in der eigentlichen Fastenwoche. Besonders am Rosenmontag gibt es viele Umzüge. 

Weiberfastnacht

Weiberfastnacht.

In den Karnevalshochburgen Köln, Eschweiler, Mainz, Bonn, Düsseldorf, Krefeld, Koblenz und Aachen finden die größten Umzüge von Deutschland statt. Aber auch in den südlicher gelegenen Städten (wie zum Beispiel Karlsruhe und Mannheim) oder in den östlichen Städten (Halle, Köthen und Cottbus) gibt es am Rosenmontag und Fastnachtssonntag tolle Umzüge mit sehr vielen Zuschauern. 

In den Dörfern und Städten rund um die Hochburgen des Karnevals finden die Umzüge meistens am

  • Nelkensamstag
  • Tulpensonntag
  • Rosenmontag

statt. 

Der Karneval endet um Punkt Mitternacht in der Nacht auf Mittwoch. In vielen Orten gibt es die Tradition, dass in dieser Nacht Strohpuppen, sogenannte Nubbel, als Zeichen des ausgegebenen Geldes und aller Laster, verbrannt werden. In niederrheinischen Städten und in Düsseldorf wird ein „Hoppeditz“ zu Grabe getragen.

Ursprünglich war dieser eine typische Narrenfigur aus der niederrheinischen Region. Er erinnerte an die mittelalterlichen Hofnarren und an Till Eulenspiegel. Laut Überlieferung war es im 18. und 19. Jahrhundert am Niederrhein ein Brauch der armen Leute, mit Stangen, an denen Würste baumelten, durch die Straßen zu gehen und witzige Lieder zu singen. 

Ende des Karnevals 

Aschwermittwoch Kreuz

Das Aschermittwoch Kreuz

Der Aschermittwoch gilt als offizielles Ende des Karnevals. Dieser Termin ist jedoch abhängig von der Zeit des Osterfests. 
Auf dem Konzil von Nicäa wurde im Jahre 325 das Datum von Ostern auf den ersten Sonntag, nach dem ersten Vollmond im Frühling, festgelegt. Circa im Jahr 600 wurde von Papst Gregor I offiziell eine Fastenzeit vor Ostern eingeführt, die vierzig Tage dauert.

Diese Fastenzeit soll daran erinnern, wie Jesus Christus 40 Tage durch die Wüste wanderte. Durch diese Regelung startete die Fastenzeit nach dem sechsten Sonntag vor Ostern, an einem Dienstag (auch Funkensonntag genannt). Im Jahr 1091 wurde mit dem Konzil von Benevent beschlossen, dass die sechs Sonntage vor dem Osterfest von der Fastenzeit ausgenommen sind.

Dadurch verschob sich der Beginn der Fastenzeit um sechs Tage nach vorne, wodurch das Fasten in der heutigen Zeit am Aschermittwoch beginnt. Im badischen Raum standen bis ins 16. Jahrhundert die Fastnachtstermine, die alte „Burefasnacht“ und die neue „Pfaffenfastnacht“ in ständiger und starker Konkurrenz zueinander. Besonders in der Schweiz und im badischen Raum haben sich viele, alte Bräuche der alten Fasnacht bis heute durchgesetzt. Der bekannteste Brauch der Schweiz ist mit Sicherheit die „Basler Fasnacht„.